Frauenmedizin mit Herz und Hightech
22. Oktober 2025
Wie Prof. Dr. Maximilian Klar und Dr. Susanne Fasler am KSA mit Präzision, Empathie und Teamgeist neue Wege gehen.
- Autoren / Autorinnen Prof. Dr. med. Maximilian Klar, MPH Dr. med. Susanne Fasler
- Lesedauer ca. 5 Minuten
Herr Professor Klar, Sie sind seit Mai Chefarzt der Frauenklinik am Kantonsspital Aarau. Wie war Ihr Start?
Klar: Sehr positiv. Ich habe hier ein engagiertes, offenes Team angetroffen, das mit Freude und grossem Können arbeitet. Mir gefällt die Du-Kultur: Man grüsst sich, schaut sich in die Augen und spricht Themen direkt an. Das schafft Vertrauen – im Team und bei den Patientinnen.
Frau Dr. Fasler, Sie arbeiten seit über zehn Jahren am KSA. Was zeichnet die Frauenklinik aus?
Fasler: Ganz klar das Miteinander. Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte und MPA unterstützen sich gegenseitig. Die Patientinnen und Patienten spüren: Hier werden sie ernst genommen. Wir nehmen uns Zeit, erklären die Abläufe, beantworten Fragen – das gibt Sicherheit und Vertrauen.
Herr Klar, was war Ihre erste grosse Herausforderung?
Klar: Den Überblick zu bekommen. Ich wollte verstehen, wie die Abläufe funktionieren, was gut läuft und wo wir uns verbessern können, um meine Vision einer neuen, topmodernen Frauenklinik umzusetzen. Ich habe beobachtet, analysiert und gezielt entschieden, was angepasst werden sollte. Nichts wird überstürzt. Veränderungen brauchen Verständnis und Akzeptanz.
Fasler: Das war spürbar. Anfangs herrschte im Team etwas Unsicherheit, aber schnell zeigte sich: Professor Klar hört zu, prüft genau und trifft dann klare, gut begründete Entscheidungen.
Welche fachlichen Schwerpunkte bringen Sie mit?
Klar: Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit findet im Operationssaal statt. Meine Expertise liegt vor allem bei Erkrankungen des kleinen Beckens, des Bauchraums und der Genitalorgane. Nach einer Weiterbildung in Australien liegt mein Fokus auch auf der Roboterchirurgie – und auf der Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen. Denn moderne Medizin lebt von Wissenstransfer und Teamgeist.
Frau Fasler, Sie leiten die Dysplasie- und Vulva-Sprechstunde. Was genau bieten Sie da an?
Fasler: Wir sehen Frauen mit auffälligen Pap-Abstrichen oder Beschwerden im Intimbereich. Ich erkläre jeden Schritt, nehme Gewebeproben und begleite die Patientin durch den ganzen Befundprozess. Wichtig ist, dass keine Angst aufkommt. Aufklärung hilft. Wir nehmen uns Zeit für die Gespräche. Die Frauen dürfen jederzeit Fragen stellen – auch zu Themen, die ihnen unangenehm erscheinen. Dafür sind wir da.
Wie wichtig ist Vorsorge in der Frauenmedizin?
Klar: Die Vorsorge in der Frauenmedizin ist eine Erfolgsgeschichte. Sie ist ein Grundpfeiler. Dank Vorsorge werden einige Krankheiten heute viel früher erkannt. Die Sterblichkeit einiger Erkrankungen konnte so verringert und Frühgeburten konnten verhindert werden. Das neue Mammografie-Screening im Kanton Aargau, das im Laufe des nächsten Jahres startet, ist ein Meilenstein auf dem Weg zur flächendeckenden Früherkennung von Brustkrebs: Frauen ab 50 erhalten künftig alle zwei Jahre eine Einladung zur kostenlosen Brustkrebs-Vorsorge.
Fasler: Vorsorge bedingt auch Eigenverantwortung. Frauen sollten ihre Brüste regelmässig abtasten, am besten nach der Periode, denn dann ist das Gewebe besonders weich. Wer seinen Körper kennt, erkennt Veränderungen früher. Und Pap-Abstriche nicht vergessen.
Gibt es auch Risiken bei der Vorsorge?
Fasler: Ja, Überdiagnosen sind möglich. Die Gefahr ist, dass wir dann Befunde entdecken und behandeln, die wahrscheinlich nie Beschwerden verursacht hätten. Deshalb gilt: Wir prüfen alles sorgfältig und behandeln nur, wenn es wirklich nötig ist. Vorsorge soll schützen, nicht verunsichern.
Seit Neustem setzen Sie am KSA auch in der Frauenklinik die roboterassistierte Chirurgie ein. Was bringt sie den Patientinnen?
Klar: Sehr viel. Mit dem Operationsroboter Da Vinci können wir extrem präzise arbeiten. Blutgefässe, Nerven und feine Strukturen sind besser sichtbar. Das bedeutet weniger Blutverlust, geringere Schmerzen, kürzere Erholungszeiten und weniger Komplikationen. Besonders ältere Patientinnen oder Frauen mit Übergewicht profitieren. Gleichzeitig ist mir die Ausbildung am Da Vinci sehr wichtig – denn moderne Technik braucht erfahrene Hände.
Frau Fasler, wie gehen Sie mit Krebsvorstufen um?
Fasler: Zuerst einmal: keine Panik. Wir erklären alles in Ruhe. Leichte Zellveränderungen beobachten wir im Abstand von sechs Monaten. Schwere Veränderungen entfernen wir mit einem kleinen Eingriff. Wichtig ist, dass sich die Frau gut informiert und begleitet fühlt.
Und wenn tatsächlich Krebs diagnostiziert wird?
Klar: Dann zählt jedes Detail. In einem zertifizierten Tumorzentrum ist man gut aufgehoben. Die Heilungschancen sind kontinuierlich gestiegen, vor allem wenn der Krebs oder die Vorstufe früh entdeckt wird. Eben deshalb ist die Vorsorge so wichtig. Wir berücksichtigen die Tumorbiologie – also die individuellen Eigenschaften des Tumors – und können so gezielter behandeln. Jede Patientin erhält ein massgeschneidertes Therapiekonzept.
Das KSA spricht von hochspezialisierter Medizin. Was bedeutet das?
Klar: Komplexe Eingriffe werden in der Schweiz an wenigen Zentren wie dem KSA gebündelt. Hier sind erfahrene Teams und modernste Ausstattung verfügbar. So profitieren Patientinnen von der grössten Expertise, standardisierten Abläufen und besseren Ergebnissen. Diese Konzentration ist ein grosser Fortschritt für die Versorgung.
Wie gehen Sie mit Patientinnen um, die keine weitere Therapie wünschen?
Fasler: Das kommt vor, und das respektieren wir. Wir erklären alle Möglichkeiten, besprechen Alternativen und arbeiten eng mit der Palliativmedizin und der Spitex zusammen. Lebensqualität steht immer im Vordergrund. Niemand wird allein gelassen.
Ihr Beruf kann belastend sein. Was tun Sie zum Ausgleich?
Fasler: Ich habe zwei kleine Kinder, da kann ich schnell und gut abschalten. Und im Team sprechen wir offen über schwierige Situationen.
Klar: Auch bei mir ist die Familie der wichtigste Rückhalt. Wir haben drei Kinder. Der Ältesten gebe ich Klavierunterricht, mit dem Mittleren spiele ich Tennis. Ein Ausgleich ist wichtig, um bei der Arbeit konzentriert zu bleiben.
Was möchten Sie den Leserinnen zum Schluss mitgeben?
Klar: Hören Sie auf Ihren Körper. Kleine Veränderungen können wichtige Signale sein. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen oder zur Kontrolle zu kommen. Vorsorge ist kein Luxus, sondern ein Geschenk an sich selbst.
Fasler: Vertrauen Sie Ihrem Gefühl und holen Sie sich frühzeitig Rat. Wir sind für Sie da. Frauenmedizin bedeutet für uns: zuhören, begleiten, stärken.
Intim, aber nicht tabu
Frauengesundheit betrifft alle Lebensphasen einer Frau – von der ersten Periode bis ins hohe Alter. Themen wie Endometriose, Inkontinenz oder Brustkrebs bewegen, können aber auch verunsichern. In unserer Frauenklinik am KSA stehen Sie als Frau im Mittelpunkt – wir begleiten Sie mit Wissen, Empathie und moderner Medizin durch alle Lebensphasen.
Auf frauengesundheit.ksa.ch finden Sie vielfältige Inhalte rund um die Frauengesundheit: verständliche Erklärungen, praktische Tipps sowie Einblicke in die Arbeit unserer Spezialistinnen und Spezialisten.