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Erektionsstörungen ade – dank innovativer Therapien

4. November 2025

Erektionsstörungen können Männer und deren Partnerschaft sowohl körperlich als auch psychisch schwer belasten. Dabei sind sie keineswegs ein Einzelschicksal: In der Schweiz ist nahezu jeder zweite Mann über 50 Jahren betroffen.

  • Autoren / Autorinnen Dr. med. Andreas Gutwein Dr. med. univ. Johannes Engesser
  • Lesedauer ca. 6 Minuten
  • Themen Ratgeber
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Die Auswirkungen einer Erektionsstörung können vielfältig sein, von verminderter sexueller Zufriedenheit über Einbussen im Selbstwertgefühl. Auch jüngere Männer sind betroffen: In der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen liegt die Häufigkeit zwischen zwei und zehn Prozent, laut einiger Studien jedoch bei bis zu 26 Prozent. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Zahl der Betroffenen auf bis zu 50 Prozent an.

In der Fachsprache spricht man von einer erektilen Dysfunktion. Es ist die Unfähigkeit eines Mannes, eine ausreichende Erektion zu erreichen oder zu erhalten, um sexuell zufriedenstellend aktiv zu sein. Eine erektile Dysfunktion kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten. Die Ursachen für Erektionsstörungen sind unterschiedlich und sollten medizinisch abgeklärt werden. Eine frühzeitige Diagnose kann in manchen Fällen auch Hinweise auf andere Gesundheitsrisiken geben. Dr. med. univ. Johannes Engesser ist Oberarzt der Urologie am KSA. Er empfiehlt Betroffenen, sich bei Fragen an Fachleute zu wenden und sich spätestens nach sechs Monaten untersuchen zu lassen.

Ejaculatio praecox, der vorzeitige Samenerguss. Auch dieses Krankheitsbild ist keine Seltenheit.

Im Laufe ihres Lebens sind etwa 20 – 30 Prozent der Männer von einer vorzeitigen Ejakulation betroffen. Bei etwa 5 Prozent der Männer chronifiziert sich die Erkrankung. Für viele Männer braucht es enorme Selbstüberwindung, sich mit diesem Thema an einen Arzt zu wenden.

Das Wunderwerk Körper ist komplex

Eine Erektion ist ein komplizierter körperlicher Vorgang. Neben den Blutgefässen spielen Hormone, Nerven und psychische Faktoren eine wichtige Rolle. «Jede Störung dieser Komponenten kann zu einer Erektionsstörung führen», erklärt Dr. med. univ. Johannes Engesser. Bei jüngeren Patienten sind meist Stress, psychische Probleme und Leistungsdruck die Auslöser von Erektionsstörungen. Andere Ursachen sind etwa Medikamente, Operationen, Verletzungen in der Becken-Bauch-Region, Depressionen oder etwa ein Hormonmangel. Im Alter ist eine erektile Dysfunktion oft durch eine Erkrankung bedingt. Zu den häufigsten Problemen gehören Diabetes und Gefässerkrankungen.

Swiss Angiology Award 2025 für Dr. med. Andreas Gutwein

Eine erektile Dysfunktion kann mehr sein als ein urologisches Problem – sie gilt oft als Frühwarnzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Betroffene haben ein bis zu 45 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt und ein bis zu 35 Prozent höheres Risiko für einen Schlaganfall.

«Wichtig ist es, solche Patienten frühzeitig zu identifizieren und präventiv zu schützen», betont Dr. med. Andreas Gutwein, Konsiliararzt Angiologie am KSA. Am Kantonsspital Aarau werden interdisziplinäre Spezialsprechstunden angeboten, eingebettet in eine aktive Forschungsarbeit.

Für seine wegweisenden Arbeiten zur Diagnostik der vaskulär bedingten erektilen Dysfunktion wurde Dr. Gutwein mit dem renommierten Swiss Angiology Award 2025 ausgezeichnet.

Mithilfe anatomischer Modelle erklären die Fachärztinnen und Fachärzte am KSA den Patienten die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Erektionsstörungen.
Mithilfe anatomischer Modelle erklären die Fachärztinnen und Fachärzte am KSA den Patienten die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Erektionsstörungen.

Vielseitige Ursachen, vielseitige Behandlungen

Die richtige Behandlung hängt von der Ursache ab. Häufig kommen PDE-5-Hemmer, also Viagra oder ähnliche Medikamente, zum Einsatz. «Diese müssen genau dosiert und auf den Patienten abgestimmt sein», so Dr. med. univ. Johannes Engesser. Von Selbstmedikation mit Präparaten aus dem Internet raten die Ärzte entschieden ab. «Die Identifikation der Ursache der Erkrankung ist essenziell. Eine reine Symptomtherapie liegt nicht im Sinne des Patienten» fügt Dr. med. univ. Johannes Engesser hinzu. Weitere therapeutische Möglichkeiten sind etwa Schwellkörperinjektionen, die sich die Patienten selbst verabreichen, Testosterontherapie oder eine Vielzahl weiterer Erektionshilfen. Bei besonders schwerwiegenden Fällen kann die Verwendung modernster Prothesentechnik erwogen werden.

Für die beiden Ärzte ist es wichtig, Patienten über die möglichen Behandlungsoptionen zu informieren und gemeinsam die bestmögliche Lösung zu finden. Dabei ist es unerlässlich, auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten einzugehen sowie, wenn vorhanden, auf die seiner Partnerin oder seines Partners. Denn die Ansprüche an das Sexualleben sind sehr individuell. Grundsätzlich stehen die Erfolgschancen bei der Behandlung einer erektilen Dysfunktion gut. Nebst der Behandlung tragen auch gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Rauchentwöhnung, Stressbewältigung und guter Schlaf dazu bei. Alles zusammen ebnet den Weg zur schönsten Nebensache der Welt – egal, wie alt Mann ist.

Zur Sprechstunde Erektionsstörungen

Dreidimensionale Rekonstruktion der Blutgefässe im Becken und im Penis vor der Planung einer allfälligen Therapie.
Dreidimensionale Rekonstruktion der Blutgefässe im Becken und im Penis vor der Planung einer allfälligen Therapie.